« Intensität & Erlebnistiefe »

Meine Erlebnistiefe hängt weitgehend davon ab, wieviel Sensibilität ich durch mich „hindurchlaufen lassen“ kann, bzw. wie empfindsam mein Gesamtsystem ist. Es hat sich im Laufe der letzten Jahre weiterentwickelt. Ich kann nicht mal genau sagen, wie das passiert ist und wann, aber es hat viel damit zu tun, das ich mir erlaube immer tiefer ins Nichts einzutauchen. Ich liebe es, mich in der Meditation vollkommen zu vergessen, mich im gegenstandslosen, gedankenfreien Raum aufzulösen, Niemand sein zu müssen. Der Raum zwischen den Gedanken hat eine Qualität, die die meisten nicht wirklich kennen und kaum erforschen. Das Nichts ist eben nicht nur das Nichts, sondern bringt uns auf geheimnisvolle Weise dem Ganzen, dem Gefühl der Einheit und der Sensibilität für den kostbaren Augenblick näher.

Wir werden schon als Kinder darauf trainiert das Gegenständliche und die Welt der Objekte zu erfassen und zu beherrschen. Wir werden belohnt, dass wir alles benennen und be-greifen können. Niemand zeigt uns, wie wichtig das Loslassen ist, wie schön der Raum der Stille und der Dunkelheit sein kann. Niemand erklärt uns, dass „Gut Ding“ auch „Weile“ braucht; warum wir manchmal vor allem Geduld mit uns selber haben sollten, mal einfach nur sein dürfen, damit unserer Seele unter dem Lärm dieser verrückten Welt nicht begraben wird, und wir ihre leise Stimme wieder hören können. Ein guter Wein wird in Eichenfässern gelagert, darf sich in der alchimistischen Vereinigung seiner Elemente in etwas Edles transformieren. „Da ist einer, der sich reifen lässt. Er drängt nichts in sich, er überstürzt nichts, er hat immer ein Heute, das ihn ganz ausfüllt und ein Morgen, das er erwarten kann. Seine Seele hat ein tiefes Atemholen. Sie grübelt nicht, wünscht nichts Anderes, sie hat einfach Sommer, sie reift.“ Rainer Maria Rilke

Wenn wir unsere Aufmerksamkeit von der Welt der äußeren Objekte und Gedanken abziehen und bei der Meditation unser Gewahrsein auf die Weite des formlosen Energiefeldes richten, in die Tiefendimension dieser Dunkelheit, eröffnet sich ein innerer Raum. Dieser Raum erschliesst uns eine Intimität mit dem Sein, die sich dann in der äusseren Wirklichkeit als grössere Sensibilität manifestiert. Plötzlich erhält die Welt der Objekte einen neuen Glanz. Dieser Glanz ist das Energiefeld der Objekte und zeigt uns die tiefe Verbundenheit aller Dinge im Quantenmeer, dem der Materie ursächlich, vorgeschalteten „Energie-Feld“. Wir kennen dieses erhabene Gefühl von spektakulären Sonnenuntergängen, einem klaren Sternenhimmel und manchmal auch von scheinbar, banalen Alltagssituationen.

Paradoxerweise ist die Ausdehnung des inneren Raumes eng verbunden mit der Weite und Unendlichkeit des kosmischen Raumes. Wenn wir diese Tiefendimension in jeden Augenblick des Lebens integrieren können, erkennen wir die Einzigartigkeit jedes Augenblicks. Wir wissen, dass er niemals wiederkehren wird und gleichzeitig wissen wir, dass er ewig ist, eingebrannt in das ewige Buch des kosmischen Bewusstseins. Teilhard de Chardin nannte es die „Noossphäre“, der Biologe Ruper Sheldrake das „morphogenetische Feld“, die Inder nannten es die „Akashachronik“ und die Physiker schlicht das „Nullpunktfeld“.

Es wird Zeit, dass wir begreifen, dass da Drinnen nicht Nichts ist, sondern eine kosmische Datenbank, die wir anzapfen müssen, um eine Zivilisation zu kreieren, die besser mit der Natur des Universums und dieses Planeten synchronisiert ist. Ohne eine bessere Synchronisation mit dieser kosmischen Datenbank sind wir dazu verdammt die alten Algorithmen zu wiederholen. Wir brauchen dieses erweiterte Bewusstsein dringender als je zuvor in der Geschichte. Jeder von uns ist aufgerufen, sein „altes Betriebssystem“ zu hacken und sich selbst neu zu erfinden. Der Bauplan dafür steht nicht in den Schulbüchern und wird auch nicht an den Universitäten gelehrt. Er ist in uns selbst verborgen und offenbart sich in den Momenten der Stille und Verbundenheit mit der Tiefendimension des inneren Raumes.

Schreibe einen Kommentar