Beziehungsstress adé

Eine Ehe oder Paarbeziehung ist sicher die intensivste Beziehungsform. Auch wenn man sich noch solange kennt, kommt es zu Missverständnissen und Konflikten. Ob eine Beziehung eine Quelle von Sicherheit, Harmonie und Entwicklung ist, hängt nicht zuletzt davon ab, ob man sich immer wieder neu begegnen kann und, ob man in der Lage ist negative Gefühle rasch hinter sich zulassen. Schlechte Stimmungen beispielsweise sind Stressfaktor Nr. 1 in Beziehungen, sowohl für Männer als auch für Frauen. Kaum jemand hat je untersucht, warum das so ist. Es wird als gegeben angenommen und selten hinterfragt. Männer flüchten in dringende eMails, Frauen reden nicht mehr, rasten aus oder umgekehrt. Launenhaftigkeit ist der grösste Killer von Beziehungen. Laut einer Studie über die Auswirkung verbaler und nonverbaler Botschaften, macht der Inhalt unserer Aussage nur knapp 10% aus. Der Rest ist ein Mix zwischen Körpersprache, Mimik (50%)  und dem Ton (43%), in dem wir etwas sagen. Der Ton, der über die Stimme transportiert wird, beeinflusst massiv die Stimmung. Nicht umsonst sagt ein französische Sprichwort: „Der Ton macht die Musik.“ Wir sind uns leider des Tons nur selten bewusst. Auch wenn wir der Meinung sind, wir haben etwas Kritisches  „neutral“ gesagt, erlebt der Partner das meistens als feindselig. Natürlich antwortet er oder sie dann nicht mit dem gewünschten Verständnis, sondern mit Rechtvertigung oder Gegenangriff.  „Schuld“ daran ist ein uralter Mechanismus im Gehirn, der ständig scannt, ob alles in Ordnung ist oder nicht: Die Amygdalas im Lymbischen System.  Hier, im Zwischenhirn, werden alle Emotionen verarbeitet und abgespeichert. Die Amygdalas sind die Schaltzentren in diesem Teil des Gehirn, die man auch als „Wächter“ bezeichnet. 

Diese Schaltzentren des Zwischenhirns scannen permanent, ob potentiell irgendeine Form von „Bedrohung“ oder „Feindseligkeit“  in der Luft liegt. Nehmen wir jetzt unsere oben beschriebenen „Stimmungen“ dazu, dann haben wir den perfekten Mechanismus, um möglichst rasch in den Flucht- oder Kampfmodus zu gelangen. Ergebnis: Stress! Hinzu kommt, dass wir ähnliche Erlebnisse tief im Gehirn und im Körper abgespeichert haben. Zu allem Unglück werden die dann noch zusätzlich „reingespielt“, worauf sich dann die aktuelle Situation mit den alten „unverarbeiteten Erinnerungs-Mustern“ verbindet. Was wir dann erleben, ist ein hochexplosives Gemisch: Er oder sie rasten aus! Wenn das häufiger vorkommt, wird das, was einst als Traum begann, immer mehr zum Albtraum. Und natürlich helfen Kinder in jedem Alter noch kräftig mit, dieses emotionale Chaos zu intensivieren. Im Business ist es übrigens auch nicht viel anders. Schlechte Stimmung im Team oder im Verhältnis zum Vorgesetzten wirken sich zudem sehr nachteilig auf unser Immunsystem aus.  Eine schlechte Beziehung zum Vorgesetzten z.B. kann die Wahrscheinlichkeit für einen Herzinfarkt um mehr als 35% erhöhen. Auch im privaten Bereich steigert Beziehungstress sicher nicht die Lebenserwartung.  Wie kommt man aus diesen Mustern wieder heraus, die keiner wollte?  

 Hier einige Tips, die sich im Laufe der letzten drei Jahrzehnte in unserem Alltag bewährt haben:  

 Wir stellen bei einem Streit nicht die Beziehung in Frage“. Konstruktiv streiten kann man nur, wenn man darauf verzichtet, mit diesen oder ähnlichen Erpressungstrategien bei anderen etwas erzwingen zu wollen.

 Wir achten darauf, in welchem „Ton“ wir unsere Botschaft vermitteln.Wir sind uns bewusst, dass im Stressmodus die Fähigkeit zuzuhören praktisch bei Null ist. Wenn die Amygdala aktiv ist, werden die oberen Gehirnzentren „abgeschaltet“.

 Wir wissen, dass der Partner oft nur Auslöser ist, aber nicht die eigentliche Ursache dafür, dass man „lauter“ wird oder „ausrastet“. Je intensiver das Gefühl, umso grösser die „alte Baustelle“ darunter.

 Wir verzichten soweit wie möglich darauf mit Vorwürfen oder Anklagen zu operieren und lassen „Verletzlichkeit“ zu. Das heisst wir sprechen eher über unsere Bedürfnisse und Wünsche, statt davon, wer Schuld hat.

Der US-Neurologe Andrew Newberg hat übrigens nachgewiesen, dass meditative Techniken, die auch Teil der transpersonalen Coaching-Ausbildung sind,  tatsächlich einen Puffer zwischen dem lymbischen System und den höher entwickelten Gehirnzentren erzeugen, sodass man weniger den Gefühlen ausgeliefert ist. Weiterführende Strategien und Hintergrundinformationen mit zahlreichen Übungen zeigen wir im Spätsommer Seminar „Das Traumpaar – Die Alchemie harmonischer Beziehungen“ vom 30.-31. August am Vierwaldstättersee. 

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