Mit Kairos navigieren im Auge des Taifuns

Der globale Taifun rollt heran, sein Tosen und Brüllen ist nicht zu überhören. Er hat zunächst das Finanzsystem erfasst und wird in seinem weiteren Verlauf die Welt in ihren Fundamenten erschüttern. Nichts wird so bleiben wie es ist. Milliarden werden in fragwürdige Rettungsschirme für Regierungen und Banken gesteckt, Unternehmen gehen zugrunde und hunderte Millionen von Menschen werden ihre finanzielle Lebensgrundlage verlieren. Das tatsächliche Ausmass der Krise ist nur den Wenigsten bekannt. Die Politiker hoffen, dass das System in den kommenden zwei bis drei Jahren wieder zum alten Zustand zurückkehren wird. Aber der globale Taifun hat gerade erst begonnen. Alle graphischen Darstellen für die wichtigsten ökonomischen, ökologischen und sozialen Indikatoren stehen auf Beschleunigung des Chaos. Es wird eine epochale Änderung unseres Lebens geben, die kaum jemand sich wirklich vorstellen kann. John Petersen, renommierter Zukunftsforscher und Gründer des Arlington Institutes, beschrieb den bevorstehenden Wandel anlässlich einer internationalen Tagung in Stockholm in einer Metapher: „So wenig wie sich in der Evolution ein einzelliges Lebewesen vorstellen konnte, was es bedeutet ein mehrzelliger Organismus zu sein, so wenig haben wir eine Vorstellung davon, welche Art von radikaler Veränderung uns bevorsteht.“

Das bisherige System ist nicht überlebensfähig. Selbst die traditionellen Wirtschaftsexperten sind sich einig, dass um mit den heute sich abzeichnenden, komplexen Problemen einigermassen souverän umgehen zu können, hätten wir vor drei Jahren anfangen müssen, uns darauf vorzubereiten. Wir hätten die Industrien für nachhaltige Energien, nachhaltige Ernährung und nachhaltigen Umgang mit der Natur auf einer breiten Basis bereits vor Jahren initiieren müssen. Schauen wir den Tatsachen ins Auge: Wir leben am Totenbett einer untergehenden Zivilisation, inmitten des Transits in eine neue Epoche der Menschheit, deren Hauptfokus Kooperation statt Konkurrenz sein muss.

Wir sind an einem kritischen, einmaligen Wendepunkt der Menschheit angelangt, den Ray Kurzweil, der das Internet 10 Jahren vor seiner Entstehung prophezeite, „Singularität“ nannte. Singularität bedeutet einen kritischen, einzigartigen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit, den es nie zu vor gab. Krisis war für die Griechen ein Moment der Entscheidung, bei dem Kairos, der Gott des richtigen Augenblick eine zentrale Rolle spielte. Kairos stand nicht nur kollektiv, sondern auch individuell als Symbol für das richtige Handeln: Im richtigen Augenblick das Richtige zu tun. Durch den Zugang zu Kairos, der das systemische Denken repräsentiert- in der rechten Hirnhälfte angesiedelt – kann es uns gelingen, sicher durch die Krise zu kommen und eine andere Realität für uns alle zu erzeugen. Kairos kann uns durch die kritischen Momente des Lebens führen. Wie ein Navigator, der sich auf seinen Kompass verlassen kann, hilft er uns, den bevorstehenden Taifun mit innerer Zuversicht und Klarheit zu durchqueren, ohne in ihm unterzugehen.

 

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